Was tun, wenn Corona die Hochzeitspläne durchkreuzt? • Interview mit Schöneliebe Traureden
Wow, wer hätte das gedacht. In den letzten Wochen haben sich die Ereignisse rund um Corona nur so überschlagen. Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperren machen Hochzeiten gerade einen dicken Strich durch die Rechnung.
Aktuell zittern einige Hochzeitspaare und manche mussten ihren Termin leider schon verschieben. Ich bin als Hochzeitsfotografin und als Braut sogar doppelt betroffen. Denn leider sieht es für unsere eigene Hochzeit, die Anfang Mai 2020 in Ägypten geplant war, aktuell nicht sehr gut aus. Wir sind gespannt auf die weiteren Entwicklungen…Wann darf wieder geheiratet werden und wie könnt ihr als Hochzeitspaar mit dieser herausfordernden Zeit besser umgehen? Was passiert, wenn eure Hochzeit nicht wie geplant stattfinden kann? Über diese Fragen habe ich mich mit Madeleine von Schöneliebe Traureden aus München unterhalten.
Das Interview findest du übrigens auch aus meiner Sicht beantwortet auf Madeleines Homepage: Klick hier.
Die Welt spielt verrückt und die Ereignisse haben sich überschlagen. Deswegen die wichtigste Frage vorab: Wie geht es Dir derzeit?
Da hast Du absolut recht liebe Katrin – was gerade passiert lässt sich eigentlich nicht so recht in Worte fassen. Lieben Dank, dass Du fragst.
Ich habe die letzten Wochen Revue passieren lassen und mittlerweile kann ich meine Stimmung in Phasen einteilen: Als es vor knapp vier Wochen hieß, dass sich ein Virus ausbreitet und dieser langsam in Deutschland ankommt, da war das Ganze für mich noch nicht ganz greifbar. Mein beruflicher & privater Alltag lief ganz normal weiter, allerdings mit einem kritischen Augenmerk auf das, was da gerade in der Welt passiert.
Vor drei Wochen haben sich dann die Nachrichten überschlagen. Egal welches Medium ich geöffnet habe, überall gab es nur noch ein Thema: Corona, Corona, Corona. Wissenschaftler, Politiker, viele Menschen in den Sozialen Medien haben darüber gesprochen. Jeder hat sich zu diesem Thema geäußert. Ich brauchte ein paar Tage, um für mich selbst herauszufinden, wie viele Informationen ich zu diesem Thema ertrage und welche Informationsquellen für mich Sinn machen. Dieser Prozess war kein wirklich leichter, bei der Menge an Informationen.
Als vor zwei Wochen dann die Ausgangsbeschränkung hier in München in Kraft getreten ist, war das schon hart für mich. Wir leben in einer selbstbestimmten Welt und auf einmal heißt es Abstand nehmen, zu Hause bleiben und die sozialen (1:1) Kontakt wurde weniger bzw. auf null gesetzt. Es war für mich schwer zu begreifen. Hier zu Hause haben wir uns selbstverständlich an die Vorgaben gehalten, aber auch dieser neue Einschnitt brauchte Zeit, um in meinem Kopf und in der Umsetzung des Alltages anzukommen.
In der letzten Woche lief es schon etwas flüssiger. Ich habe mich gefragt, was mich glücklich macht und was ich im Homeoffice zum Thema: „Was macht mich glücklich & zufrieden“ umsetzen kann. Meine Erkenntnisse: Ich sorge dafür, dass es zu Hause viele Blumen gibt, wir gehen einmal am Tag kurz raus (um Luft zu schnappen) und wir bekommen immer mehr Struktur in den Tag, ohne uns zwanghaft aufzuschreiben, wie unser Tag auszusehen hat (das haben wir tatsächlich zu Beginn gemacht, um uns selbst nicht zu verlieren).
Mir geht es den Umständen entsprechend gut und ich habe überhaupt keinen Grund wirklich zu klagen, denn ich bin gesund (und das ist wohl das was wirklich zählt, oder?). Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass immer und zu jeder Zeit alles fein ist. Selbstverständlich mache ich mir Gedanken und frage mich zwischendurch, wo uns diese Situation noch hinführen wird. Ich bin froh, dass auch alle Familienmitglieder und Freunde gesund sind – darüber bin ich unheimlich dankbar und ich wünsche mir, dass das auch so bleibt.
Wie geht es Dir als Hochzeitsrednerin mit der aktuellen Corona-Situation?
Mir bricht das Herz, wenn ich an die Hochzeiten denke. Die lieben Brautpaare, die bis zu zwei Jahre den großen Tag vorbereitet haben und jetzt nicht genau wissen, ob dieser wunderschöne Moment mit den Lieben geteilt werden kann. Hinzu kommt noch das Thema Entscheidungen treffen… soll man den Hochzeitstermin verschieben: ja oder nein?
Aber auch für mich als Hochzeitsrednerin bricht es mir das Herz. Wir haben uns gemeinsam auf die freie Trauung vorbereitet und ich habe mich schon so gefreut. Dieses Gefühl, mein Paar erst in einem Jahr zu sehen, ist nicht schön und empfinde ich als schade. Ehrlich gesagt denke ich auch oft an alle meine Kollegen aus der Hochzeitsbranche. Wir sitzen alle in einem Boot.
Aber auch das Ungewisse fühlt sich komisch an und das macht sich zwischendurch in meiner täglichen Arbeitswelt bemerkbar. Ich schreibe aktuell an einige meiner Reden und beim Schreiben stelle ich mir oft mein Brautpaar vor (u.a. wie es vor mir steht am großen Tag). Da stoße ich hin und wieder mal an meine Gefühls- und Arbeitsgrenzen – auf der einen Seite stelle ich mir das Brautpaar am großen Tag der freien Trauung vor, auf der anderen Seite kommt dann kurz die Frage auf: „Wird die Hochzeit überhaupt stattfinden?“. Zum Glück sind das nur kleine Momente und ich bekomme ich dann mit einer kleinen Ablenkung wieder in den Griff.
Meine Traugespräche, die zwischen 3 bis 4 Stunden dauern, führe ich nach wie vor weiter. Ich habe beschlossen mich nicht beirren zu lassen. Über ZOOM (einem Video-Meeting-Anbieter) klappt das super gut. Ich habe eine Präsentation angefertigt die es ermöglicht, die komplette Trauzeremonie zu besprechen. Das Video-Traugespräch habe ich jetzt schon öfter durchgeführt und ich habe das Feedback bekommen, dass es eine schöne Zeit war. Es freut mich zum einen, dass meine Paare da so offen für das Medium sind, zum anderen finde ich es großartig, dass es ihnen an nichts fehlt und wir trotzdem schwelgen, lachen und schmunzeln können.
Hattest Du schon Absagen oder Verschiebungen? Und: Hast Du für das kommende Jahr überhaupt noch Termine für Hochzeiten frei?
Ja, wie gesagt, bisher hatte ich schon Verschiebungen und ich bin sehr froh, dass ich bis jetzt Alternativtermine anbieten konnte. Neue Anfragen, die mich derzeit für nächstes Jahr erreichen, die versuche ich gerade aufzuschieben. Im Moment haben meine Paare aus 2020 für mich absoluten Vorrang. Im Mai bzw. Juni werden wir ganz bestimmt wissen wie es weitergehen wird und ab da kann ich dann sicher auch wieder neue Kennenlern-Gespräche führen.
Wie gehst Du mit Deinen vereinbarten Kennenlern-Gesprächen um? Steigst Du auf Video um oder schiebst Du die bereits vereinbarten Termine?
Früher habe ich mir immer ein persönliches Kennenlern-Gespräch gewünscht. Sich die Hand zu schütteln, in die Augen zu schauen und die Energie zu spüren, das war mir immer sehr wichtig. Da ich jedoch auch viele Paare begleite, die nicht in München wohnen, musste ich auch schon vor Corona auf das Video-Kennenlern-Gespräch umsteigen. Mit der Zeit habe ich mich immer mehr damit angefreundet angefreundet, ich bin offen für dieses Medium und es funktioniert hervorragend. Ich habe festgestellt, dass ich auch über die Videotelefonie Menschen gut einschätzen und für mich herausfinden kann, ob ich sie begleiten kann und möchte.
Für mich gab es vor Corona schon Video-Kennenlern-Gespräche und die gibt es auch heute noch. Ich finde die Möglichkeit, sich miteinander auszutauschen – ohne große Wege auf sich zu nehmen, super gut!
Hochzeiten verschieben, absagen oder lieber erst einmal abwarten: Hast Du Tipps für die Brautpaare, wie sie am besten mit der Situation umgehen sollten?
Hier hätte ich einen klassischen Tipp aus dem Projektmanagement: Schmiede einen Plan B! Gerade in Zeiten, in denen wir keinen Einfluss auf die Situation haben ist es wichtig, nicht nur zu hoffen, sondern zu handeln.
Mein Tipp an die Brautpaare: Sprecht mit Euren Dienstleistern und sucht einen Alternativtermin. Setzt für Euch ein Datum fest, an dem Ihr eine finale Entscheidung (Verschiebung ja oder nein) fällt und teilt diesen Stichtag allen Beteiligten mit.
Du bietest ja auch noch Hochzeitsredner-Seminare an – wie gehst Du mit bereits gebuchten Seminaren um?
Das mit den Seminaren war ein großes Thema und ich musste mir zunächst klarwerden, wie ich mit der Situation umgehen werde. Zu dieser Zeit gab es noch keine Ausgangsbeschränkungen und meine Teilnehmer hatten ein 1:1 Hochzeitsredner-Seminar bei mir gebucht.
Ich wusste, dass meine Teilnehmer diesen 1:1 Kurs für den 21.03.-22.03.2020 gebucht haben, weil sie mit ihrem neuen Projekt „Erfolgreiche/r Hochzeitsredner/in werden“ unbedingt starten wollten. Auf der einen Seite waren also meine motivierten Teilnehmer, auf der anderen Seite gab es mich (die motivierte Dozentin) – zwischen uns stand Corona & die Ungewissheit.
Nach intensiven Überlegungen habe ich entschieden, meinen Teilnehmern ein Webinar anzubieten. Durch dieses neue Angebot kam Mehrarbeit auf mich zu – meine vorhandene Präsentation musste für ein Video-Live-Seminar neu konzipiert werden. Aber das war es absolut wert! Es war ein großartiges Wochenende, an dem wir dennoch unseren individuellen Austausch hatten. Und nicht nur das war positiv. Ein weitere, schöner Nebeneffekt: jeder konnte zu Hause mit seiner Familie / mit seinem Partner gemeinsam Mittagessen ;-).
Ich habe mein Angebot in der Schöneliebe-Traurednerschule erweitert und biete auf meiner Website nun alle meine Seminare auch in Form von Webinaren an. So gibt nicht nur den Vorteil, dass man ganz bequem von zu Hause aus einen großartigen Beruf erlernen kann – das Webinar ist auch noch deutlich günstiger und das ist natürlich für die Teilnehmer ein definitiver Mehrwert.
Das nächste Hochzeitsjahr wird kommen und dann werden wir alle ganz schön viel Arbeit haben – es ist also der perfekte Zeitpunkt, jetzt aufzuspringen.
Vielen Dank für das aufschlussreiche Interview, liebe Madeleine!
Sieh dir hier die Hochzeit an, die Madeleine und ich letzten Sommer begleiten durften: Freie Trauung von Sabrina & Valeri im La Villa am Starnberger See
Hier findest du die Homepage von Schöneliebe Traureden, Schöneliebe bei Facebook, Instagram und die Homepage der Schöneliebe Traurednerschule
In diesem Interview gab mir Madeleine einige Einblicke in ihre Arbeit als Hochzeitsrednerin.